Skurrile Texte aus dem Bremer Biedermeier
Das »Bremische Unterhaltungsblatt« erschien zwischen 1820 und 1857 im Verlag Wilhelm Kaiser und erfreute seine Abonnenten mit einer bunten Mischung aus Fortsetzungsromanen, kommentierenden Gesellschaftsberichten sowie Meldungen aus dem Bremer Wirtschafts- und Kulturleben, garniert mit unterhaltsamen Rätseln oder Klatsch & Tratsch.
Der Bremer Autor Michael Augustin, ausgewiesener Liebhaber und weltweit publizierter Verfasser humoristischer und absurder Prosaminiaturen, hat sich drei Jahrgänge des »Bremischen Unterhaltungsblattes« etwas genauer angesehen. Aus gutem Grunde, denn er war dabei einem Kollegen auf der Spur: Von 1844 bis 1846 redigierte Friedrich Wagenfeld das Blatt, skandalumwitterter Fälscher einer antiken Handschrift und zugleich Verfasser der berühmt gewordenen Sammlung bremischer Volkssagen.
Seine Redakteurstätigkeit, der Wagenfeld bis zu seinem frühen Tod mit nur 36 Jahren nachging, hat ihm offensichtlich Spaß bereitet. Tatsächlich war er in der Lage, auch der drögesten Polizeimeldung eine Saft- und Kraftspritze zu verpassen. Ein Hans Dampf in allen Bremer Gassen, der nicht nur in den Kreisen des Bildungsbürgertums verkehrte, sondern sich mindestens genau so gut auskannte in den Kaschemmen, Cafés und Bierstuben der Alt- und Neustadt.
Eine vergnüglich zu lesende Auswahl dieser Miniaturen aus dem Bremer Alltagsleben vor mehr als 150 Jahren hat Michael Augustin in diesem Buch erstmals wieder ans Licht gebracht.