Katja
Pourshirazi und Rainer Noltenius schließen eine bedeutende Lücke in der Reihe
der seit einigen Jahren neu entdeckten Künstlerinnen aus dem Bremer und
Worpsweder Umfeld: Elisabeth Noltenius (1888 – 1964) war eine der
faszinierendsten Persönlichkeiten unter ihnen. Sie ließ sich seit 1910 in
Worpswede durch Hans am Ende und Clara Rilke-Westhoff schulen, von Paula
Modersohn-Becker begeistern und studierte erst in München, später in Paris und
Berlin.
Elisabeth
Noltenius war eine Malerin der norddeutschen Landschaft und ihrer Menschen, der
Frucht- und Blumenstillleben und der Porträtkunst. Der Katalog der Ausstellung
ihrer Grafiken, Aquarelle und Gemälde im Overbeck-Museum belegt eindrucksvoll
die künstlerische Qualität und die Vielseitigkeit ihres Schaffens. Auszüge aus
Elisabeth Noltenius’ Tagebüchern aus der Zeit von 1908 bis 1945, Fotos und
zeitgenössische Berichte lassen den Kontext ihres Werkes deutlich werden: Sie
spiegeln die Zeitgeschichte ebenso wie die schweren persönlichen
Schicksalsschläge des Todes von drei Geschwistern und ihres Verlobten als Opfer
von Krieg und Revolution innerhalb weniger Jahre. Durch ihr mutiges Eintreten
für jüdische Künstlerinnen in dieser Zeit bewies Elisabeth Noltenius große
Zivilcourage. Aber auch der Mut und Lebenshunger der Malerin, deren
Studienreisen sie bis nach Italien, Spanien und Ungarn führten, prägen das hier
gezeichnete Lebensbild der Bremer Künstlerin.