In dieser Ausgabe der »Beiträge« geht es vor allem um zwei Häftlingsgruppen des KZ
Systems, über die auch mehr als sechs Jahrzehnte nach dem Ende der NS-Herrschaft
nur wenig bekannt ist. Das gilt für das öffentliche Wissen wie für die wissenschaftliche
Forschung. Schon die Benennung ist nicht ohne Schwierigkeiten: »Asoziale« und
»Kriminelle« haben nicht nur die Nationalsozialisten als marginalisierende Klassifizie-
rungen und als Exklusionsbegriffe verwendet. Die SS, aber auch Verwaltung, Polizei,
Presse und Rundfunk haben die vor 1933 bestehenden sozialen Stigmatisierungen dieser
Gruppen gezielt übernommen und forciert. Ihre negativen und die KZ-Haft rechtfer-
tigenden sozialbiologischen Konnotationen haben bis weit nach 1945 überdauert. Die
Zusammenfassung unter dem schwarzen Winkel für Häftlinge, die als »Asoziale«, und
dem grünen Winkel für jene, die als »Kriminelle« in die Konzentrationslager eingeliefert
wurden, schuf Zwangsgruppen mit einer erheblichen Bandbreite, Willkür und Zufälligkeit
von Einlieferungsgründen und Zuordnung.