Kunst und Politik gelten gemeinhin
als strikt voneinander getrennte Sphären. Als Helmut Schmidt
Bundeskanzler wurde, hätte dem Politiker kaum jemand eine besondere Nähe
zu den schönen Künsten zugeschrieben. Doch Schmidt räumte wie kein
Politiker oder Kanzler vor oder nach ihm den Künsten einen
herausgehobenen Platz in seinem Handeln und auf der politischen Bühne
ein. Am Ende seiner Zeit als Regierungschef machte das Wort vom „Kanzler
der Künste“ die Runde,
vollkommen zu Recht.
Wie es dazu kommen konnte, untersucht Werner Irro in
dieser Studie, die sich erstmals der Kunstaffinität und der
Kultursozialpolitik Helmut Schmidts widmet. Das Buch zeichnet den
persönlichen Hintergrund Schmidts ebenso nach wie seine kunstpolitische
Praxis. Dazu zählen Ausstellungen im Kanzleramt, der Erwerb der Plastik
„Large two forms“
von Henry Moore, sein Eintreten für die
expressionistische Kunst, Gespräche mit Schriftstellern und
Intellektuellen, aber auch seine Leidenschaft fürs Klavierspiel und
seine Wertschätzung der Musik Johann Sebastian Bachs.
Die Darstellung fügt dem Bild des Politikers eher
unbekannte Facetten hinzu. Sie zeigt, dass Schmidts Aktivitäten eine
Anerkennung für die unverzichtbare Bedeutung von Kunst für die
Gesellschaft zugrunde liegt. Ein bleibendes Resultat dieses
Verständnisses ist im Zustandekommen der Künstlersozialversicherung zu
sehen, die sich wesentlich Helmut Schmidts Zielstrebigkeit und
Hartnäckigkeit verdankt.