Die finanzielle Ausplünderung der Juden markierte eine wesentliche
Etappe im Prozess der nationalsozialistischen Judenverfolgung, die
schließlich im Holocaust gipfelte. Zwar war der Staat der größte
Profiteur dieser schamlosen Beraubung, jedoch keineswegs der einzige:
Zahllose deutsche »Volksgenossen« gelangten so zu Spottpreisen in den
Besitz von Wertsachen, Gebrauchsgegenständen oder ganzen Betrieben. Wie
dieser »Raub von Amts wegen« in der Hansestadt Bremen ablief, untersucht
der vorliegende Band. Seine Bedeutung geht indes weit über die
bremische Regionalgeschichte hinaus.
Zum einen wird hier erstmals die
enge Kooperation staatlicher Behörden mit privatwirtschaftlichen
Akteuren analysiert, ohne die der »Massenraubmord« an der jüdischen
Bevölkerung gar nicht möglich gewesen wäre. So wird deutlich, wie
mannigfaltig und nachhaltig einige Branchen von der ökonomischen
Judenverfolgung profitierten. Zum anderen wird die spezifische Rolle
herausgearbeitet, die Bremen als Hafenstadt und Auswanderungsort in
diesem Prozess spielte, der im Zuge der gewaltsamen NS-Expansionspolitik
kontinentaleuropäische Dimensionen erreichte. Darüber hinaus werfen die
hier versammelten Beiträge Schlaglichter auf die Versuche, die in
Bremen nach 1945 unternommen wurden, um dieses Unrecht – soweit das
überhaupt möglich war – wiedergutzumachen.