Russland blickt auf eine seit dem Jahr 1999 ungebrochene Phase der gesellschaftlichen
Stabilisierung zurück eine Phase, die nicht zufällig zusammenfällt mit der Amtszeit des
derzeitigen Präsidenten Wladimir Putin. Nach einem Jahrzehnt turbulenter Transformation,
dessen Tiefpunkt die Finanzkrise von August 1998 markierte, hat sich das Land unter
Putin wirtschaftlich gefestigt, es hat im sozialen Bereich positive Entwicklungsbilanzen
vorzuweisen und außenpolitisch an Struktur gewonnen.
Deutlich erkennbar ist aber auch
die Putinsche Konzeption eines autoritativen Staates. Wie verhält sich dieser starke Staat
zu dem gleichermaßen postulierten Ziel, in Russland eine demokratische, offene Gesell-
schaft etablieren zu wollen? Wie definieren die politisch Aktiven und die gesellschaftliche
Öffentlichkeit die Rolle des Staates im momentanen Entwicklungsprozess? Wie steht es
um das aktuelle Verhältnis von Zentrum und Regionen?
Um diese und weitere Fragen
kreisen die Beiträge dieses Sammelbandes, der die Ergebnisse einer Fachtagung zusam-
menfasst, die im November 2001 vom Moskauer Büro der Friedrich-Ebert-Stiftung und
dem Ost-West-Wissenschaftszentrum der Universität Kassel veranstaltet wurde. Die
Beiträge spiegeln den aktuellen Diskussionsstand zur innen- und außenpolitischen Situation
Russlands sowohl aus der Perspektive russischer Akteure und Beobachter als auch aus
Sicht deutscher Russlandexperten.